Urfaust Sammlung Titelbild

Die Geschichte von mir und Urfaust

In den folgenden Zeilen wollte ich die Geschichte von mir und der Band Urfaust erzählen. Ich habe die beiden nie persönlich getroffen, jedoch diverse Male live gesehen und meine Meinung über die Jahre deutlich verändert.

Wie Alles begann …

Es ist das Jahr 2008. Genauer gesagt der 8. November 2008. Ich bin für ein Metal-Magazin unterwegs auf einem Konzert, welches in Aachen stattfindet. Es spielen Truppensturm, Graupel, Urfaust und The Devil’s Blood. The Devil’s Blood sind noch unbekannt und dennoch Headliner. Sie haben zu dem Zeitpunkt noch kein Album draußen. Es wird die grandiose EP „Come Reap“ gefeiert – der Grund für diese Zusammenkunft. Meine Wanna-Sees, abgesehen davon ein Review darüber zu schreiben, sind die Bands Graupel und Truppensturm. Aachener Black Metal ist einfach grandios. Diese Meinung hat sich bis heute nicht gelegt. Was mir damals aber komisch vorkam, ist die Dichte an Urfaust-Shirts an dem Abend. Eine Band die mir damals gar nicht geläufig war. Erstaunlich war auch ein Gespräch vor dem Konzert mit ein paar polnischen Metalheads – vor dem Bunker. Diese sind 10 Stunden durch ganz Deutschland gereist nur um Urfaust zu sehen. Dieser ganze Weg für eine Band die ich nicht einmal kannte? Da war irgendwas im Busch und ich wollte natürlich sehen was da dran ist. Es schien sich abzuzeichnen das ein Bärenanteil für Urfaust da war. Der Abend begann und Truppensturm sowie Graupel waren sensationell. Soll hier aber nicht weiter Thema sein.

Urfaust Konzert Graupel
Devils Blood in Aachen bei der Entdeckung Urfaust

Urfaust 2008

Nach den beiden Akts ist es dann soweit: Urfaust betreten die Bühne. Ich hatte keine Ahnung wer, wie viele oder was. Zunächst war ich erstaunt: Das war es schon? Nur zwei Dudes auf der Bühne? Na mal sehen … Die Musik geht los und was muss ich da hören? Der jammert und quakt nur ins Mikro bei stoischen Gitarren und langsamen Drums. Ab und zu schreit der Sänger auch wie am Spieß. Ich drehe mich zu meiner Begleitung und sie sieht auch etwas verwirrt aus. Wir gönnen uns die ersten paar Songs (bei Urfaust und dem Slot ca. 2/3 des Sets) und gehen Döner essen. Mein Urteil damals war klar: Das ist irgendwie Unsinn. Ziemlich dünn und ich muss mir nicht 45 Minuten lang die Ohren voll jammern lassen. Der Döner während der restlichen Urfaust-Zeit war gut.
The Devil’s Blood waren auch genial und spielten 90 Minuten. Für eine Band ohne erstes Album erstaunlich. Man merkte damals schon The Devil’s Blood werden was besonderes.
Bei Urfaust sah ich das nicht so.

Urfaust heute

Die Jahre vergingen. Durch meine Tätigkeit als DJ im Helvete Metal Club habe ich Urfaust noch ein paar mal gesehen und langsam fing ich an sie zu mögen. Ich habe mir CDs und Platten von denen geholt und heute habe ich vermutlich fast alles. Erst kürzlich habe ich Urfaust mit Ruins Of Beverast live gesehen. Eine geile Kombi! Und mein Urteil heute? Urfaust sind eine Macht – auch live! Natürlich könnte man aus dem Konzept zwei Mann Band optisch mehr rausholen, wie es zum Beispiel bei Mantar machen. Meine persönliche Meinung an dem Abend war wohl das Ruins Of Beverast deutlich besser als Urfaust waren. Aber das Publikum war sich einig. Jeder Fan frisst Urfaust aus den Händen und wippt wie in Trance mit. Urfaust live? Eine tolle Erfahrung! Und auf Platte sowieso. Soviel Atmosphäre und Gefühl in der Musik gibt es bei kaum einer anderen Band.

Urfaust Konzert Poster

Das Warten auf Urfaust lohnt sich

Was ich jetzt an dieser Geschichte so interessant finde, ist wie sich die Meinung so sehr ändern kann. 2008 habe ich Urfaust nicht verstanden und habe sie für überbewertet befunden. 2019 sind sie eine Macht. Musikalisch war es dasselbe. Es lohnt sich einfach öfter mal die selben Dinge auszuprobieren – mit etwas Zeit dazwischen versteht sich. Ähnliche Phänomene habe ich auch mit den Bands Primordial und Bathory gehabt, nur nicht so extrem. Oft war auch kein Live-Auftritt vorweg genommen – bei Bathory natürlich eh nicht möglich. Bands wissen im Normalfall eher Live zu überzeugen, was bei Urfaust aber anders war – zumindest bei mir im Jahre 2008. Bands deren Zugang so schwer fällt sind auf lange Sicht meistens echte Entdeckungen. AC/DC funktioniert beim ersten hören oder halt nicht. Gibt es auf lange Sicht etwas zu entdecken? Nö! Mit Urfaust kann man wirklich was Entdecken und das auch beim hundertsten Hören. Die grandiosen und tiefgreifenden Entdeckungen starten häufig genau so. Erst findet man es seltsam bis zu Schrecklich, aber irgendwann erkennt man die Genialität. Urfaust ist dafür natürlich nur ein Beispiel. Ich denke viele Musikfans haben da ihre eigenen Bands und Geschichte. Urfaust war jedenfalls meine und ganz im Ernst? Ich möchte Urfaust heute nicht mehr missen.


Von: Benjamin Gorr

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